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Die Welten der Maya

"Wer von Deiner Maya getäuscht ist, sieht nicht während er sieht, versteht nicht, während er hört, und er kennt die Wahrheit nicht während er liest" - (Kularnava Tantra)

Der Student der östlichen Lehren trifft immer wieder auf den Begriff der MAYA. Die Welt sei eine Erscheinungsform der MAYA, eine Täuschung oder Illusion.

Auch in der Bibel findet sich ein Hinweis auf die MAYA : Am Anfang schuf Elohim Himmel und Erde, Finsternis ("Maya") schwebte über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern (vergleichbar : Geist - A ; Finsternis - U ; Wasser - M).

Kashmirischer Shivaismus

Im  Shivaismus wird zwischen reinem Maya, das vom Paramshiva ausgeht und bis zum Ishvara-tattva(Tapoloka) reicht und darunter unreinem Avidya - Maya unterschieden, das dem hinduistischen Maya entspricht. Das unreine Maya ist hier ein Tattva.

Unreines māyā wird aus Shivas Ānanda Śakti erschaffen. Sie ist das Instrument zur Erschaffung der dualen Welt.

In kasmirischen Shivaismus wird angenommen, dass äußere Objekte und begrenzte Wesen (jiva), obwohl sie durch māyā als unrein (Ashudda) angesehen werden, in letzter Wirklichkeit nie vom Bewusstsein Shivas getrennt sind.
Der kashmirische Shivaismus spricht von den 7 Tattwas unterhalb des Göttlichen : MAYA, die fünf Kanchukas (Kalaa, Vidya, Raga, Kaala, Niyat) und Purusha, die die Kräfte der unteren Welten ausmachen. Die Kanchukas werden geschaffen, wenn das Licht des Sadvidya-Tattvas auf die dunklen Maya(-äther oder Tattwa) trifft.

Der entstandene Purusha bekleidet sich mit den Pancha-Kanchukas(Vijñânamaya Kosha) oder fünf aus der Maya entwickelten Hüllen. Der Purusha wird auch Sakala genannt, denn er ist von Unwissenheit umhüllt, die aus der Maya stammt. Anava oder Avidya behindert die für die Aktivitäten des Purusha notwendigen Energien.

1. Kalaa (Begrenzung der Aktion; Reflektion der Macht; beseitigt Finsternis teilweise; steht in Zusammenhang mit Karma)
2. Vidya (Reflektion des Lichtes des Bewusstseins; Manas : Ursache für ein begrenztes Wissen; Erfahrung von Schmerz und Leid)
3. Raga (Ursache für Liebe oder Anziehung von Objekten und Bildern);
4. Kaala (Zeit; zählt Dinge als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft)
5. Niyati (Begrenzung des Raums, zieht die Resultate des Karma an);

entstehen aus : Maya-Tattwa(Illusion von Individualität und Manifestation)  , Purusha (Buddhi; Bhokta; individuelles Subjekt, Wissen von Objekten)  und Sad-Vidya (Wahres Wissen, Heiliger Geist), dh. als eine ferne indirekte Ausstrahlung aus dem Ishwar Tattwa (Schöpfergott)

Im Shaiva Siddhanta wird genau wie im kashmirischen Modell zwischen unreiner Maya und reiner Maya  unterschieden, und auch zwischen 36 Tattvas.

Das Devi Bhagavatam Buch 7 unterschiedet ebenfalls zwischen Avidyâ Mâyâ und befreiendem Vidyâ Mâyâ.

In ähnlicher Weise bilden sich in der Kabbala aus dem "Blitz ohne Ende" die 10 Sephiroth(Kerne) und die recht undefinierten 10(bzw. 4) Qlippoth(Schalen).


Radhasoami

"Maya, die wirklich ein Hindernis ist aber keine Macht hat, etwas aus sich selbst zu schaffen, wird mit der Kraft der spirituellen Seele imprägniert und schafft diese Welt der Farben und Formen.

Die Seele, die der wirkliche Schöpfer und Erhalter dieser Dinge ist, erschafft nicht weiter, weil sie sich in das Brahmand und höhere Regionen zurückgezogen hat, so dass Maya langsam zu ihrem alten Zustand zurückschrumpft."(Huzur Maharaj)


Hinduismus

MAYA ist im Rigveda 10.77 und im Atharvaveda 8.10.22 die Lebensenergie der Asuras. Sie ist als Mula-Prakriti die Basis der niederen Schöpfungsebenen. Die Avarana Shakti('Kraft der Verhüllung') und die Vikshepa Shakti('Kraft der Zerstreutheit') gelten als ihre Kräfte.

Die Maya hat ebenfalls ihre (üblen) Meister :  Im Namen des Herrn und in ihrem Namen gestalteten und maßen sie die Kraft der Mutter des Lichts. Macht um Macht dieser Kraft trugen die Herren der Maya als ein Gewand und arbeiteten so die Form aus in diesem Seienden. Die Meister von Maya gestalteten alles durch Seine maya. Die Väter, die die göttliche Schau haben, setzten Ihn ins Innere wie ein Kind, das geboren werden soll. (Rig Veda, III,38.7.; IX,83.3)

Die Bhagavad Gita spricht von Maya als von der von Krishna erschaffenen materiellen Kraft. Sie sagt in Vers 7.25 : Vijnana Yoga(Maya) : naham prakasah sarvasya yoga-maya-samavrtah mudho ‘yam nabhijanati loko mam ajam avyayam : Ich bin nicht allen offenbar, weil ich von der Yoga Maya verhüllt bin. Daher kennt mich diese verblendete Welt nicht, den Ungeborenen und Unvergänglichen.

Das Satvata - Tantra verlautet : Vishnu wird neben Maha-Vishnu und Garbhodakashayi-Vishnu auch zum Kshirodakashayi-Vishnu, der im Herzen eines jeden Lebewesens weilt. Wer diese drei kennt, wird aus den Klauen Mayas befreit.

Maya entsteht nach der indischen Mythologie u.a., wenn Shiva und Shakti sich im Göttlichen vereinigen, also als Nebenprodukt des herabtransformierten Ananda.

Maya wird in indischen Schriften auch als wunderschönes Mädchen beschrieben, welches immer hässlicher und älter wird, je tiefer es in die unteren Ebenen herabsteigt. Auf unserer materiellen Ebene endet es als hässliche alte Frau mit Krückstock, in einer Welt mit den Charakteristika der Natur des Todes.
In diesen Zusammenhang bietet sich eine Meditation über den Zusammenhang von Maya (mit ihrer Täuschungsstruktur) und vergänglicher materieller Schönheit an.

Schönheit ist in den unteren Welten etwas von Verblendung verfärbtes. Selbst die Schönheit der buddhischen Wesen des Maharloka ist ja ein Abklatsch der  spirituellen Schönheit.

Das Bhagavata - Purana sagt in 3.31.40 : Die Frau, die vom Herrn erschaffen wurde, ist die Repräsentation von Māyā. Jemand, der sich mit solcher māyā verbindet, indem er Dienste annimmt, muss sicherlich wissen, dass dies der Weg des Todes ist, genau wie ein blinder, mit Gras bedeckter Körper.

MAYA ist im Hinduismus auch als Teil des NIEDEREN BRAHMANS bekannt, das im AUM - Pranava mitexistiert, und das im Bani oder Nada, dem späteren NADA-Brahman, auf der buddhischen Ebene endet.

Shankara spricht von den fünf Hüllen der Maya, die den Purusha umgeben : "Durch den fünffachen Schleier verhüllt, scheint es, als ob der Atma an der Natur dieser Gewänder teil hätte, wie ja auch ein Kristall auf blauem Grunde blau zu sein scheint",(Shankara, Atma Bodha 15)

Es gibt Lehren, die Welt existiere nur in unserem Bewusstsein, aber ebenso spiegelt doch unser Bewusstsein bestimmte Naturgesetze wieder, aus deren Standpunkt wir die Dinge verstehen. Die Welt existiert auch ohne uns.

Daher bedeutet der Eintritt des Bewusstseins in höhere Ebenen auch das richtigere Verständnis von höheren Ebenen aus. Solche Erkenntnisse hat auch schon die Physik, die einsehen musste, dass unsere Naturgesetze Spezialfälle unter Vernachlässigung allgemeinerer Zusammenhänge sind. Ein Beispiel sind die Mechanikgesetze Newtons.

Mahamaya ist im Hinduismus eine Kraft aus dem reinen Maya, die unreines Maya auflöst. Parvati wird bei ihrer Hochzeit in Shivas Höhle zur Mahamaya - eine Allegorie der Stufen 16 und 17 der universellen Lehre.

Buddhismus

Neun Jahre nach der Geburt stirbt Buddhas Mutter Maya - in Geheimsymbolik : Auf Stufe 9 des universellen Pfades erstribt Maya im Aspiranten und er kann sich dann aus dem Meer des Samsara befreien. Auch Mara als eine Personifikation der Maya versucht den Buddha nach der Legende mit Bildern schöner Frauen(Symbolik: Venusphase oder Endphase der Stufe 15 der universellen Lehre). Das betrifft natürlich nicht spirituelle  Yidams wie die Weisse Tara oder die Vajrayogini .

Der Buddhismus warnt vor Hass, Gier und Zorn(Unwissenheit), und er kennt auch die zornigen Buddhas (mit weiterer Bedeutung). Hier tritt auch der blaue Vajra - Yamantaka in Kraft, der als erste Emanation der Leere die Todeskräfte besiegt.


Arkanschule

Maya entsteht als Kraft nach A.A. Bailey (D.K.) auch, wenn sich auf den "kosmischen Einweihungen" die kosmischen göttlichen Meister mit den kosmischen Meisterinnen (Meister D.K. nennt als Beispiel die momentane Einweihung des Kumara auf den Pleyaden) vereinigen. Dies erfolgt also automatisch zusammen mit der Entstehung von Kräften aus dem Bereich der Kanchukas, die die atmische Ebene bilden.

Dazu befindet sich in dem kleinen Taschenbuch von Sri Yuktesvar Giri : "Die heilige Wissenschaft" (auf Seite 24) eine schöne vereinfachte Zeichnung.


In der alten europäischen Mystik wird MAYA als der ZORN GOTTES bezeichnet. Sie ist dessen Substanz und hat entsprechende Qualitäten. (Swedenborgh, Böhme, Lorber, etc.).
Die Schöpfung wird als Schöpfung des Zornes Gottes bezeichnet, dh. aus dieser Kraft besteht unsere Welt substanziell.
Dieser wird durch die Kräfte des Lichtes gebändigt, worauf sich die Gesetze der Physik aufbauen, die den vier unteren Welten zugrundeliegen. Maya besitzt die Qualität des zerstörerischen Zornes, der Unwissenheit und der Täuschung.
Die Apokalypse 14 sagt dazu : "Und niemand von den 24 Ältesten konnte bestehen vor dem Zorn dessen, der auf dem Thron sitzt und dem Zorn des Lammes...".

Wird "Gott" oder ein göttlicher Meister zornig, so produziert er automatisch diese Kraft


Magie

In der Magie ist MAYA als die höchsten dunklen stofflichen ÄTHER bekannt, die höchsten stofflichen Akasha. Franz Bardon ordnet ihnen den Buchstaben "U" zu, der in der tibetischen Mystik manchmal fälschlicherweise der höchsten "Liebe" zugeordnet wird (A - "U" - M).

Alle Kräfte der Magie ausser den göttlichen Äthern der Mahamaya haben die unreine Maya als Substanz (Mula Prakriti).

Schwarze Meister

Das Entwicklungsziel der "Schwarzen (Rudra-) Meister" ist die Maya, unter Benutzung des Pfades über den niederen Pranava der buddhischen Ebene, wonach sie meist als hochentwickelter Mensch auch die atmische Ebene und das Tapoloka beherrschen. Daher warnt Alice Bailey(D.K.), dass ein Jünger vor der 4. Einweihung noch auf den schwarzen Pfad abweichen könne.
Das Ziel der "Jünger des Lichtes" ist hingegen die Erleuchtung durch den Paramatma, des höchsten Purusha oberhalb der Kanchukas, und noch höhere spirituelle oder gnostisch-göttlich-monadische Kräfte.


Literatur :

H.H. Mahatapasvi Shri Kumarswamiji : 'Virahsaivism: History and Fundamental Concepts', India

Weblinks: