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Der Hinduismus

"Ein weiser Mann nimmt die Essenz des Wissens von allen Orten, genauso wie eine Hummel überall und von jeder Blume Honig sammelt." (Srimad Bhagavatam 4.18.2)

Der heutige Hinduismus ist ein komplexes System von alten vedischen Traditionen, von Advaita -Vedanta, shivaistischem Tantra, Puranas und Agamas, und von verschiedenen Yogasystemen.

Der  Hinduismus umfasst sechs große Schulen der hinduistischen Philosophie und drei heterodoxe Schulen. Zu den ersten zählen Nyaya, Vaisesika, Samkhya, Yoga, Purva mimamsa and Vedanta. Zu den letzteren zählen die Jainas, die Buddhisten und die Materialisten (Cārvāka).

Schriftentum

Die heute erhaltenen Schriften und Agamas beinhalten oft nur ein begrenztes und damit  ein einseitiges Wissen wie im Samkhya und ein manchmal auch fehlerhaftes oder auch bewusst missverständlich gehaltenes oder verschlüsseltes Geheimwissen, auch bedingt durch die mündliche Überlieferung und durch versteckte Interessenlagen. Die vielfältigen Upanishaden mit ihren Geheimlehren aus der Endzeit des Vedanta werden in Indien daher nicht allgemein anerkannt.

Das Devangari-Sanskrit ist neben der Niederschrift mündlicher Überlieferungen nur eines von mehreren Problemen, die schlechte Übersetzungen zu Folge haben.

Viele tantrische und puranische Geschichten mit Göttern und Dämonen erscheinen oft deshalb so sinnlos, weil sie eigentlich allegorisch als versteckte Mysterienweisheiten zu verstehen sind.
Sri Yuktesvar Giri sagte, das ganze Wissen Indiens sei im Mahabharata-Epos verschlüsselt verborgen (Sri Yuktesvar Giri : Die heilige Wissenschaft, O.W.Barth - Verlag), und auch Sri Aurobindo verwies auf den geheimen Sinn der Veden.
 
Der Hindu folgt traditionell den Sanatana Dharma :
Es gibt drei Zweige des Dharma (rechtschaffenes Leben, Pflicht): Yajna (Opfer), Svādhyāya (Selbststudium) und Dāna (Wohltätigkeit) sind die ersten, Tapas (Entsagung, Meditation) ist das zweite, während das Wohnen als Brahmacharya für die Ausbildung im Haus eines Lehrers das dritte ist. Alle drei erreichen die gesegneten Welten. Aber der Brahmasamstha – jemand, der fest in Brahman verankert ist – erlangt allein Unsterblichkeit. — Chandogya Upanishad 2.23.1
Richtungen

Im heutigen Indien dominieren der Vishnuismus und der Shivaismus.

Der Hinduismus lehrt nachvedisch die drei grossen kosmischen Schöpfungsgötter ('trimurti') . Diese sind manifestierte Bewusstseinsaspekte des kosmischen Ishvara bzw. des Maheshvara.

  • Brahma(Schöpfer der Formen mit den 4 Köpfen)
  • Vishnu (allesdurchdringender Geist; Ananda; Aufbau, Erhaltung und Zerstörung; göttliche elektrische und magnetische Kräfte und Pole; Wasser- und Luft-Elementprinzip) und Maheshvara, der große Herr - d.h.
  • Shiva, der nur in seinem Rudra-Aspekt als grober Zerstörer sondern  mehr als Auflöser anzusehen ist, d.h. das Feuer und das fünfte übergeordnete (Akasha-) Element mit den göttlichen Äthern und der  Mahamaya, die auch als höchste Entwicklungsform von Shivas Gattin Parvati dargestellt wird.

Diese drei Götter reichen aber  nicht über die Trimurti oder das Tapoloka (bzw. die Ebene des kashmirischen Ishvara-Tattwas) hinaus. Ihnen ist der Schöpfergött Ishvara mit der Shabda - Urschwingung(Pranava) übergeordnet, auf der der Nada-Yoga beruht.

Nach Sri Aurobindo sind die Götternamen der Trimurti lediglich Bezeichnungen für bestimmte Bewusstseinskräfte. Nach Alice Bailey stehen Shiva-Vishnu-Brahma für die 3 Strahlenavatare des kosmischen Einen.

Nach dem Kurma-Purana nahm Shiva die Form von Bhairava an und schlug dem Schöpfergott Brahma den fünften Kopf  ab, weil dieser sich arrogant als höchsten Gott bezeichnet hatte. Der fünfte Kopf ist hier als Hinweis auf das Akasha der Trimurti zu sehen.

Die drei Götter sind eigentlich drei Eigenschafts- und Kraft-Aspekte der Trimurti-Ebene, denen in tantrischer Weise Namen zugeordnet wurden. Die diesbezüglichen Geschichten der Puranas sind daher Allegorien, genau wie die Veden, deren Hintergrund  Sri Aurobindo teilweise offenlegte.

Höher als die Trimurti sind aus vishnuistischer Sicht fälschlicherweise auch Krishna in seiner hochdefinierten Form als Para - Brahman (obwohl er doch als Emanation Vishnus gilt) und Narayana. Ähnliches gilt z.B. auch für die vier tantrischen Mahashaktis, da der populäre Hinduismus das Parabrahman nicht erreicht.

Krishna ist eigentlich das 'Göttliche Kind', das die 16 Jahre ältere Radha (transformierte Kundalini) als Gefährtin hat. Seine Geburt erfolgt zu Beginn der Stufe 15 des Pfades, der Samadhi-Stufe.

* Ein Sadashiva des Shaiva-Siddhanta und des kashmirischen Shivaismus und seine 3 Haupt-Shaktis befinden sich  im noch höheren Parabrahman jenseits des Ishvara-Tattva, über dessen Höhe aber in den meisten Yogasystemen Uneinigkeit herrscht (und natürlich ein entsprechender Meister der fünften großen Einweihung und höher).

Advaita Vedanta

In der nachvedischen Zeit führte Meister Sri Adi Shankara den Sanatana-Dharma und das Advaita-System ein und verdrängte den Buddhismus aus Indien. Er klärte dabei einige Irrtümer, die sich in die Lehren der Veden eingeschlichen hatten. Aber auch  das moderne Vedanta, das die Lehren des Samkhya integrierte,  ist nicht fehlerfrei. Als Beispiel sei hier nur der Begriff der Maya genannt, die nicht nur eine Quelle der Illusionen ist, sondern auch das formative Elementeprinzip darstellt, d.h. die höchsten materiellen Äther (unreines Maya).

Im Vishnuismus entspricht die Maya der von Krishna erschaffenen materiellen Kraft, welche die Basis der unteren Welten bildet.
Shankara spricht von den fünf Hüllen der Maya, die den Purushaverschleiern, während Maya heutzutage mit Verblendung und Illusion in Verbindung gebracht wird, ohne die Substanz zu erkennen,  im Gegensatz zum kashmirischen Shivaismus, der zwischen reiner Mahamaya und unreiner Maya unterschiedet, und der im kashmirischen Krama ebenfalls die letzen 5 Stufen des Ashtanga-Yoga lehrt.

Die unmanifestierte Mula Prakriti wird im Kapitel 3 der Sandilya-Upanishad als Begleiterin von Maheshvara angesehen und mit Avidja und Maya gleichgesetzt, mit der Maheshvara sich verhüllt  

Das Devi Bhagavatam Buch 7 verlautet ähnlich : Dieser Âtman wiederum, vereint mit Mâyâ, zusammengestzt aus Wünschen und Karmas, will wegen des Mangels an Unterscheidung die vierundzwanzig Tattvas schaffen, gemäß den vorhergehenden Samskâras (Tendenzen), Zeit und Karma. 

Auch der heutige Shankara-Orden vertritt den Stufenweg des Ashtanga-Yoga im Sinne eines universellen Pfades, der auch  in den meisten Yogasystemen der Standard ist :
"Ashtanga Yoga--Yama, niyam, aasan, praanayaam, pratyaahaar, dhaarnaa, dhyaan, samaadhi. Das sind die acht Glieder des Yoga. Ein Guru nimmt einen Schüler nacheinander durch diese. Dafür nimmt der Guru NICHTS von seinem Schüler. Er tut es aus Freundlichkeit und aus dem Gefühl heraus, etwas Gutes für seinen Schüler zu tun."  Shree Shankaracharya Swaroopanand Saraswati (The Illustrated Weekly of India, September 13, 1987). Der Shankara -Orden stützt diese Stufen allerdings mit Nada-Yoga und Sadhanas der Pañcāyatana - Gottheiten Ganesha, Surya, Vishnu, Shiva und Durga.

Der Pfad verläuft über  7 Bewusstseinsstufen, die das Laghu-Yoga-Vasistha beschreibt.

  1. Subbecha – Verlangen nach der Wahrheit ( 1. Viveka: Die Unterscheidungskraft zwischen Ewigen und Vergänglichem (Nitya und Anitya), zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit (Sat und Asat), zwischen Selbst und Nicht-Selbst (Atma und Anatma)und zwischen Vergnügen und Wonne (Ananada) - 2. Vairagya: Wunschlosigkeit, Verhaftungslosigkeit, Leidenschaftslosigkeit. - 3. Shatsampat: Sechs edle zu entwickelnde Tugenden. Beherrschung der physischen und geistigen Organe. - 4. Mumukshutwa: Allen Wünschen entsagen außer nach Befreiung aus dem Rad des Samsara ).
  2. Vicharana – rechtes Befragen, Verlangen nach Erleuchtung
  3. Tanumanasa – Ausdünnen des Verstandes(Manas) - beinhaltet auch Pratyahara
  4. Sattwapati – Erlangen der sattvischen Reinheit (Selbstverwirklichung)
  5. Asamsakti – durch nichts berührt/an nichts anhaftend(Nirvikalpa) -
  6. Padarthabhavani – sieht Brahman überall, Nichtwahrnehmung von Objekten
  7. Turiya(turyaga) – Zustand der Befreiung

Die Stufen sind aber genauso im Buch 2 der Yogasutras enthalten.

Im Mahayana sind solche Bewusstseinsstufen  als Dasa Bhumi und als  Mahā-bhūmikas bekannt, während das Theravada acht Jhanas beschreibt.

Mahabharata und Ramayana

Das indische Epos Mahabharata ist eine der größten und bedeutendsten Schöpfungen der Weltliteratur. In einigen Ausgaben umfaßt es bis zu 100.000 Verse, worin neben der eigentlichen Handlung zahlreiche kleine Episoden geschildert werden.

Zu ihnen zählt auch die Geschichte von Savitri und Satyavan. Ein Auszug :"Savitri war fest entschlossen, bei ihrem Gatten zu bleiben, und folgte Yama bis in Regionen, die eigentlich kein Sterblicher betreten kann. Schließlich gelang es ihr, den Todesgott in ein Gespräch zu verwickeln. Yama war beeindruckt von der unerschütterlichen Zähigkeit, mit der Savitri um das Leben ihres Gatten kämpfte, und gab schließlich Satyavans Seele wieder frei für ein weiteres Leben auf Erden.
Letzteres ist im Zusammenhang eine Beschreibung der Stufe 13(Mystischer Tod) der 22 Stufen.

Die kürzeren Versionen des Mahabharata, wie die von Biren Roy,  stellen die 22 Stufen etwas offensichtlicher dar :
Die Kauravas und die Pandavas wachsen gemeinsam auf. Auf der Stufe 6 trennen sich ihre Wege. Stufe 18 der 22 Stufen entspricht der "Schlacht zu Kuruskshetra", an die sich auch die Bhagavad-Gita anlehnt, die aber einige Widersprüche enthält.  Das Mahabharata endet mit der universellen Stufe 19.
* Bhagavad - Gita online

Das andere bedeutende indische Epos ist das Ramayana. Es enthält 6 Bücher und ein später angehängtes Buch 7.  Die allegorische Interpretation ist :
* Buch 1 - Bala-Kanda - endet mit Stufe 6 (Sitas Eroberung, Bogen)........
* Buch 5 - Sundara-Kanda - enthält Stufe 13 und 14 der Universellen Lehre
* Buch 6 - Yuddha-Kanda - endet auf Stufe 16 Ramas Hochzeit mit Sita
* Buch 7 - Uttara-Kanda - schließt Stufe 19 ab - Rama kehrt in den Himmel zurück

Puranas

Die hinduistischen Puranas haben standardmässig eine allegorische Bedeutung. Als Matsya-Avatar rettet Vishnu in seiner Fischinkarnation den Weisen Manu in einer Arche vor der Sintflut. Diese Sintflut entspricht der biblischen Flut des Noah, die auch im Henochbuch beschrieben wird, d.h. Stufe 8 und 9 des universellen Pfades. 

Die Schildkröte steht nach Deussen für erfolgreiches Pranayama('OM').  Eine indische Darstellung der Stufe 10 der Universellen Lehre ist zum Beispiel das Bild der Götter und Dämonen, die um den Milchozean kämpfen.

Shiva, Parvati und Ganesha(das göttliche Kind) bilden im Hinduismus zusammen eine Art heiliger Famile entsprechend der Stufe 14 des universellen Pfades.

Der Ganges

Wieweit sich der heutige populäre Hinduismus vom tieferen Verständnis seiner ursprünglichen Lehre entfernt hat, lässt sich aus den Millionen von Pilgern ersehen, die sich auf die Pilgerreise zum Ganges begeben, obwohl dieses "Bad", das von Karma und den Sünden reinigen soll, doch der Nada bzw. der auch in der Katha - Upanishad erwähnte Pranava oder Omklara ist, wie auch Sri Yuktesvar es in seinem obigen Büchlein ausführt. Auch die Siva-Samhita spricht von den Wassern  des himmlischen Ganges.

Es heißt im Hinduimus, dass wer bei Vollmond im Ganges badet, von der Wiedergeburt befreit wird - aber es ist halt der innere "Vollmond" gemeint, den der Sucher erst einmal umfassend in sich verwirklichen muss, und der Ganges ist der Omkara oder Shabda, der die Befleckung der Sünden auflöst und die Moksha unterstützt.

Dementsprechend verlautet das Matrikabhedatantra IV, 27-29 : Der höchste Sadhaka, der ein Mantra rezitiert, während er den Rosenkranz des menschlichen Schädelknochens hält, hält die acht Siddhis in der Hand und ist wie der unvergängliche Shambhu. Was braucht es, um im Ganges zu baden, da sich der Ganges oben auf dem Kopf befindet ? Wer sich dem großen Rosenkranz des menschlichen Schädelknochens widmet, verdient das Verdienst, in allen heiligen Gewässern wie Varanasi, Kamarupa, Haridvara, Prayaga, dem Fluss Gandaki, Vadarika und dem Ganges-Delta zu baden.

Ähnlich geht es den Mohammedanern, deren "Heiliger Krieg" der sufistische lange Pfad der 15 Stufe wäre, und die der Illusion des Eingehens in das Paradies bei einem weltlichen Krieg erliegen, abgesehen davon daß die Spiritualität hier heutzutage zumeist mehr Formsache und eine Angelegenheit von Familienclans ist,  und daß die Niederwerfungen eine Alibifunktion für bestimmte unfriedfertige Islamisten haben.

Tantrismus

Der Hinduismus bietet auch im Gebiet des rechten Tantrismusses (dazu : Prof. A. Bharati : The Tantric Tradition ; Weiser INC bzw. Rider CO.) ein reichhaltiges Spektrum, das sich u.a. in den Agamas wiederspiegelt.

Neben dem tantrischen Shivaismus entfaltete sich  der Shaktismus mit dem Sri Vidya und der Verwirklichung der göttlichen Bewusstseinsnatur(Chit Shakti)  der Sri Devi  als Tripura Sundhari(Ishta Devata). Das Devi Bhagavatam - Purana enthält dazu umfangreiches Wissen, das auch den Ashtanga-Yoga umschließt. Das Durga Saptashati beinhaltet eine tantrische Umschreibung der Prozesse der Stufen 11 und 12 des universellen Pfades.

Einige Gurus wie der verstorbene Babaji aus Histanapur behaupteten, wir lebten in einer Zeitperiode Shivas, und sie lehren die Meditation des "Om Namaha Shivaya" (oder auch nur ' namaḥ shivāy '), welches  im Shiva-Purana als höchstes Mantra und als für alle geeignetes Mantra gepriesen wird.

Es heisst von Shiva, daß er den Ganges, der aus dem Himmel komme, auf seinen Haarspitzen empfangen habe. Shiva selbst wohne im goldenen Saal im Zentrum des Universums, was den kosmischen (Herr des ersten Strahls des zentralen Einen) und nicht den überkosmischen Shiva anspricht.

Avatare

Im Vishnuismus wird die Menschheitsentwicklung durch die 10(24) Avatare symbolisiert, die aber auch allegorisch (s.o.) zu verstehen sind. Rama und Krishna werden  als Helfer der Menschheitsentwicklung angesehen.

Buddha Gautama (anstelle von Balarama) erreichte als vierter Buddha in einer Linie von 1000 Buddhas die Erleuchtung individuell. Er lehrte die Schüler selbstständig zu denken anstatt einfach zu glauben. Das war vor 2500 Jahren etwas recht Neues.

Der noch höhere Kalki-Avatar soll einmal  das Reich des Göttlichen auf die Erde bringen, das allerdings nicht mit einem islamischen fundamentalistischen Reich auf der Basis des Allzumenschlichen o.ä. zu verwechseln ist. Dazu müsste er ein Weltavatar sein bzw. jemand, der alle Religionen vereint oder überschreitet.

Das moderne Indien hat unter westlichem Einfluss seine Spiritualität grossenteils verloren bzw. versteht die alten und früher meist mündlich überlieferten Texte nicht in ihrer Tiefe. Viele Gurus auf den Dörfern missbrauchen ihre Position, und die Lehren der wenigen Meister sind zumeist rudimentär. Heute liegt eine Fülle früher geheimer Überlieferungen durch die religionswissenschaftliche Forschung offen. Der Erfolg einer Sadhana hängt dann wieder vom persönlichen Dharma ab.


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