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Der Atman - das höhere Selbst

"Der Atman ist das Licht des Göttlichen - Die Welt untersteht dem Atman", Sri Aurobindo

" In allem Geschaffenen war ER das Leben, und für die Menschen war ER das Licht. Das Licht strahlt in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können." (Johannes Evangelium 1, 1-5)

In der dem Atharva-Veda zugehörigen Nṛisiṅha-uttara-tâpanîya-Upanishad(Nṛisiṅhapûrvatâpanîyâ) [ > 1. ] wird der Atman sogar vermittelst des Om-Lautes dem Brahman als kosmischem Prinzip gleichgesetzt.

Daran lehnt sich der dortige Grundgedanke an, dass der Âtman nur in seinem höchsten sechzehnten Aspekt als Subjekt des Erkennens (avikalpa) in voller Reinheit fortbesteht.

Er ragt mittels fünfzehn untergeordneter Formen in die Welt und bedingt deren Realität und auch die der fünfzehn untergeordneten Formen, die vom höchsten Standpunkt gesehen nichtig sind.

Im Advaita werden die individuellen Seelen Jīvātman genannt, das übergeordnete Brahman der Trimurti wird hier als Paramātman bezeichnet.

'Erkenne den Atman als den Herrn der Kutsche. Der Körper ist der Wagen, die Buddhi (Vernunft) der Wagenlenker und das Denken die Zügel. Die Sinne sind die Pferde, die Objekte die Wege. (Katha-Upanishade II.3–4)

Der individuelle Atman(Jivatma) vereinigt sich aus Sicht der Vaishnavas letztendlich mit Krishna bzw. dem göttlichen Paramatma, der aber auch ein Teil bzw. höherer göttlicher Körper des Erleuchteten ist.

"Dieser ist mein Atman im inneren Herzen, kleiner als Reiskorn oder Gerstenkorn oder Hirsekorn oder eines Hirsekornes Kern.....Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, dies All in sich Fassende, wortlose, achtlose, dieser ist meine Seele im inneren Herzen, dieser ist das Brahman, zu dem werde ich, von hier abscheidend eingehen." (Chandogya Upanishad, die ŚĀNDILYA - Lehre : 3.14)

Kashmir-Shivaismus

Im Kashmir-Shivaismus entspricht die atmische Ebene dem Sad-Vidya (Wahres Wissen - vgl. mit dem Heiligen Geist). Sie ist hier eine Ausstrahlung aus dem Ishwara (Schöpfergott)-Tattwa.

Sie bildet dann in Interaktion mit der Maya den Purusha und die fünf KANCHUKAS(Hüllen) : Kalaa, Vidya, Raga, Kaala, Niyati . Das Maya ist hier unreines Maya.

Diese Kräfte erschafffen Hüllen um den entstehenden Purusha und stehen so in Verbindung mit der buddhischen und der mentalen Ebene.

Die atmische Ebene ist damit auch der indirekte Verursacher der Zeit(Kala), die dort aber millionenfach schneller abläuft und auf den unteren Ebenen immer langsamere Zyklen bildet.

Im Hinduismus wird die Schöpfung als LILA beschrieben, das Zusammenspiel von Purusha und Prakriti mit den drei Gunas.

"Der Atman sind Kräfte und Schwingungen, die in der Maya illusorische Formen hervorrufen" (Atma-Puja).

"Durch den fünffachen Schleier verhüllt, scheint es, als ob der Atman an der Natur dieser Gewänder teil hätte, wie ja auch ein Kristall auf blauem Grunde blau zu sein scheint",(Shankara, Atma Bodha 15).

Solche  Hüllen (kanchukas) werden auch im kashmirischen Shivaismus beschrieben (s.o.). Sie werden im Hinduismus mit Annamaya, Pranamaya, Manomaya, Vijnanamaya, Anandamaya bezeichnet, aber mehrfach interpretiert.

Sri Aurobindo sieht die 5 Selbste hingegen nicht als koshas "Hüllen" sondern stattdessen als evolutionäre Prinzipien des inneren oder wahren göttlichen Selbstes auf jeder Ebene der Existenz an. Das Anandamaya ist so das individualisierte göttliche Selbst, das mit der Aktualisierung der Ebene des Ananda entstehen wird und der supramentalen Stufe der Evolution folgen und sie sogar überholen wird.

Der Atman mit dem darüberstehenden höchsten oder Paramatma-Purusha, ist auch als das "höhere spirituelle Selbst" bekannt, als eine Offenbarung des göttlichen Selbstes - welches von seinen geoffenbarten Schöpfungen nicht berührt wird.
Die erste göttliche Unvollkommenheit, die Polarität von Chit und Ananda aus dem Ishvara-Tattwa war der treibende Faktor hinter der geoffenbarten Schöpfung.

Daher beachtet die INTROSPEKTION auch die positiven und negativen Wirkungen der 7 "Strahlen" auf die unteren Welten.


Die buddhische Ebene (mit Atma-Anu ; Kala; Desha; Pranava) entsteht im unteren BINDU, dem allgegenwärtigen Urpunkt, durch die Einwirkung des atmischen Lichtstrahls auf die niedrig schwingenden und verdunkelnden Maya-Äther(Akasha). Die unteren Welten sind also durch den Atman in Schwingung gesetzte Maya und dessen umfassende Folgewirkung.

Dieser Teil der Schöpfung ist unter der Kontrolle von Brahma (göttliche Formen und damit Begrenztheit) und Gayatri, der von Brahma eingesetzten Lichtgöttin.

Auf der Mentalebene ruft der Einfluss der atmischen Ebene bzw. des Purusha eine weitere Polarität im Kleinen hervor - ein Gleichgewicht von Buddhi(Intellekt) und Manas(Verstand), dem negativen mentalen Pol und Sitz des niederen Jiva, des individuellen Selbstes und des Verstandes.

Hier hat der Einfluss des höheren Selbstes eine umgekehrte Schöpfung bewirkt, eine individuelle Hülle, die auch eine Basis der negativen und zerstörerischen Kräfte dieser Ebene ist(Asuras) mit der Illusion eines individuellen Ichs und Willens. Daher ist hier nur ein indirekter Einfluss des höheren Selbstes zu spüren.

Das höchste göttliche Selbst verbleibt dabei parallel schweigend hinter allen Dingen. Es hat keine Wirkung auf diese, solange es lediglich als eine universelle Kraft verbleibt, es kontrolliert sie aber.

Auf der atmischen Ebene und darüber im Bereich der Trimurti befinden sich auch die Buddhaländer, die sich jeder Buddha selbst geschaffen hat und erhält und Lokas wie das Goloka.


Literatur :
Weblinks :